RAUMMIGRATION UND TOURISMUS

imaginative und bildraumspezifische Kontexturen Venedigs

Das Kunst- und Forschungsprojekt bezieht sich auf das Vorangegangenem welches anhand von Fallstudien in Korea und Berlin vielfältige räumliche Verflechtungen von Migration und Tourismus und damit Refigurationen von Räumen visuell empirisch nachweisen konnte. Darauf aufbauend soll das Projekt in der zweiten Phase vertiefend anhand der neuen Fallstudie Venedig untersuchen, wie die räumlichen Überschneidungen und gegenseitige zeitliche Überlagerungen der Phänomene Migration und Tourismus zu Refigurationen von Räumen in Venedig führen und wie diese wiederum mit künstlerischen Medien visuell nachweisbar sind. Gleichzeitig werden diese Refigurationen den global existierenden Raumbildern Venedigs gegenübergestellt.

Venedig wurde und wird vielfach kopiert und reproduziert. Spielcasinos in Las Vegas bis Macao, Themenparks in China bis hin zu Eiscafé Veneziasin deutschen Klein- und Mittelstädten imaginieren und variieren Fragmente der Serenissima. Venedig als Bildraum zu begreifen, heißt auch die für und durch den Tourismus erzeugten Kopien Venedigs als Migration von Bildern und als migrierte Räume zu verstehen, die wiederum auf die Rezeption der Stadt als Bild in einem andauernden Kreislauf einwirken (auch im Sinne von Multiple Spatialities). Das Bild von Venedig ist aber auch geprägt von Konflikten, bedingt durch klimawandelbedingte Überflutungen, extreme Touristenzahlen und die damit verbundene Gentrifizierung.  Das Projekt untersucht sowohl Tourismus als auch Migrationsbewegungen, darunter eine vermehrte Zuwanderung in den letzten Jahren aus China. Darüber hinaus betreffen die Auswirkungen der Corona Pandemie Venedig besonders. Der Rückgang des Tourismus in 2020 und die Erholung der Gewässer lassen neue räumliche Refigurationen erkennen.

Das Projekt wird diese gegenwärtigen Phänomene als die zeitlich (und räumlich) versetzte Vereinnahmung eines Ortes durch Tourismus und Migration künstlerisch visuell untersuchen.

Nach Ablauf der ersten zwei Jahre werden erste Zwischenergebnisse als städtische, visuelle Intervention im öffentlichen Raum in Berlin oder Venedig realisiert werden. Venedig als Bildraum, seine Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit, wird als Ergebnis des Kunstprojektes in eine begehbare video- und fotografische Installation transformiert. Die Installation wird Themen des SFB aufnehmen und, in einen Ausstellungskontext übersetzt, einem größeren Publikum zugänglich machen.