FG Bildende Kunst

Wenn wir von Kunst sprechen, geschieht das immer auch im räumlichen Kontext zur Architektur und der Stadt. Nicht der euklidische Raum, sondern ein durch subjektive Wahrnehmung, Erfahrung und Aneignung erweiterter Raumbegriff: Kunst, als eine Bereicherung im Denken um Raum, Stadt und Architektur, ist unser Beitrag für die Lehre der Architektur.Weit über Gestaltung hinausgehend, definieren wir Kunst vor allem als eine besondere Art des Denkens und Handelns. Colin Rowe beschreibt das wilde Denken des „bricoleurs“, des Bastlers, als künstlerischen Gegensatz zum braven Denken des „ingénieurs“.1 In diesem Sinne versteht sich auch das künstlerische Denken, das angehende Architekten im Bachelor- und Masterstudium bei uns im Fachgebiet Bildende Kunst erfahren können.Aus diesem Grund haben wir das Skizzenbuch für die Erstsemester eingeführt. Dieses ist der reale Platz für Skizzen, Zeichnungen und Auseinandersetzungen mit der Sichtbarkeit von Alltagsdingen. Hinsichtlich des Zeichnens geht es dabei nicht um „schöne“, „richtige“ oder „fertige“ Zeichnungen im Sinne einer gelungenen Darstellung von Vorhandenem, sondern um die Zeichnung als Medium der Entwicklung und Übermittlung von Ideen und Wahrnehmung räumlicher Zusammenhänge. Die Zeichnung ist somit nicht Ab-Bild sondern handschriftliches, skizzenhaftes Vor-Bild.Strategien zeitgenössischer Kunst an der Schnittstelle zu Architektur und deren Vermittlung in Praxis und Theorie als künstlerischen Arbeitsprozess spielen für uns eine größere Rolle, als ein künstlerisches Endprodukt.

 

Kunst als Wissenschaft

Der Einsatz künstlerischer Medien als Instrumente der Wahrnehmung von Stadt, Raum und Architektur spielt in der Lehre, aber vor allem in der Forschung eine große Rolle. Das Forschen in der Kunst oder Kunst als Forschung meint also nicht Kunstforschung in dem Sinne, dass die Kunst der Gegenstand der Forschung sei, sondern ganz im Sinne Bredekamps Definition der Bildwissenschaften, ist das Bild vom Gegenstand der Forschung längst zum Instrument der Forschung avanciert.2Die Integration künstlerischer Medien und wissenschaftlicher Methoden haben sich in der Vergangenheit bei unseren Projekten „Migration und Produktion von Raum”, „Konstruktion von Identitäten im Raum” und „Transnationale Räume“ als Werkzeuge bewährt. Durch die Präsentation der Ergebnisse solcher Kunstforschungsprojekte in Form von Ausstellungen im Kontext von Kunst und Kultur werden einer über das Fachpublikum hinausgehenden großen Öffentlichkeit aus ungewöhnlichen Blickwinkeln Zugang zu gesellschaftlich relevanten Themen ästhetisch und sinnlich ermöglicht.

 

 
1 Bredekamp, Horst und Brons, Franziska (2004) Fotografie als Medium der Wissenschaft. Kunstgeschichte, Biologie und das Elend der Illustration. In: Burda, Hubert und Maar, Christa (Hg.) ICONIC TURN. Die neue Macht der Bilder. Köln: DuMont. S. 367.2 Rowe, Colin (1997, 1978): Collage City. Basel. S.152.